Liste der KLAR! Regionen

Luftaufnahme der Marktgemeinde
"Die Gemeinden wollen auf Basis der voranschreitenden Auswirkungen des Klimawandels entsprechende Anpassungsmaßnahmen treffen, um sich als Wohn- und Arbeitsregion zu positionieren beziehungsweise zukunfts- und klimafit zu machen."
Ing. Franz Wenzl (Ansprechperson und Obmann Umweltausschuss der Marktgemeinde Hitzendorf)

KLAR! Oberes Liebochtal

Die Gemeinden liegen im Bezirk Graz-Umgebung (GU). Die Region ist topographisch hügelig und ist am südwestlichen Ausläuferbereich der Gleinalm situiert, welche eine meteorologische Barriere darstellt. Die KLAR ist land- und forstwirtschaftlich geprägt und hat einen sehr hohen Pendleranteil. Die forstwirtschaftliche Nutzung hat eine wichtige Funktion als ökologische Ausgleichsfläche und als (Nah-)Erholungsgebiet für den Grazer Raum. Die Landschaft reicht somit vom Ackerbau über Obstkulturen bis hin zu Waldgebieten. Die Region ist ein attraktives Wohngebiet, sie liegt im „Speckgürtel“ von Graz und hat einen hohen Zuzug.

Das besonders motivierte Kernteam setzt sich aus den Bürgermeistern und Gemeinderäten aller involvierten Gemeinden zusammen. Dieses wird noch entsprechend erweitert, damit weitere Akteure (Experten, Multiplikatoren, Initiatoren, Umsetzungspartner, Vernetzer, Berater etc.) und auch die Bevölkerung - im Sinne eines Bottom-up-Ansatzes für die Zielerreichung - einen wesentlichen Beitrag leisten können. Die Gemeinden arbeiteten bereits in der Vergangenheit zusammen und sind sehr motiviert, über das KLAR-Programm klimawandelanpassungsorientierte Maßnahmen umzusetzen, um so die Region klimafitter zu machen. Die KLAR verfügt auch die nötige Finanzkraft und den Umsetzungswillen, Klimawandelanpassungsmaßnahmen voranzutreiben. Die Regionsgröße und die Zusammengehörigkeit eignen sich daher besonders als Modellregion.

Beteiligte Gemeinden: Hitzendorf, Sankt Bartholomä, Sankt Oswald bei Plankenwarth, Stiwoll
KLAR! Phase
Umsetzung
4 Gemeinden
85.39 km²
10.458 Einwohner:innen
Ansprechperson
Birgit Birnstingl

Heutige Betroffenheit durch den Klimawandel

Im Oberen Liebochtal wird es um 1,3°C wärmer und der Niederschlag nimmt um 5,1% zu. Starkniederschlagstage nehmen um 0,9 Tage zu, Schneedeckentage um 6,3 Tage ab und Kühlgradtage um 7,5 Tage zu.

In den letzten Jahren litt die Land- und Forstwirtschaft unter den Spätfrösten im Frühjahr, den lang andauernden Trockenperioden in allen Jahreszeiten sowie unter Starkregenereignissen, welche Bodenerosion zur Folge haben. Die Klimaveränderung ruft vor allem bei älteren Personen im Sommer Kreislaufprobleme hervor.

Durch die häufige Inversionswetterlage erhöhen und häufen sich die Kühlgradtagzahl, Starkniederschläge, Unwetterereignisse, Hagel, Überschwemmungen, Verlängerung der Vegetationsperiode, Wasserversorgung, Trockenheit und Hitzetage. Durch zusätzliche Dürreereignisse, Hagel und Bodenerosion bestehen zusätzliche Gefahren. Die klimatische Herausforderung der Region ist es daher, dass die KLAR zukunfts- und klimafitter wird und dadurch einen wesentlichen Aufschwung im Arbeits- und Wohnbereich erhält.

Konkrete Ziele der Region

Radwege sollen besser an die Umgebung und nach Graz angeschlossen werden und dadurch einen Umstieg von motorisiertem Individualverkehr auf das Fahrrad für den Alltagsverkehr schaffen. 

Durch den Klimawandel werden in der Landwirtschaft andere Produkte angebaut. Durch weiterverarbeitende Betriebe sollen neuartige Produkte erzeugt und vermarktet, wodurch wiederum Arbeitsplätze geschaffen werden.

Im Gebäudebereich soll mit intelligenten Maßnahmen (geringe innere und äußere Wärmelasten, Nachtkühlung, passive Kühlung) nicht aktiv gekühlt werden. Grundwasser und Erdreichwärmetauscher sollen als Wärmesenke genutzt werden. Wo dennoch aktiv gekühlt werden muss (z. B. Gewerbebereich) soll dies mit vorhandener Solarenergie bewerkstelligt werden. Rückkühlung soll über das Erdreich oder Grundwasser erfolgen.

In der wirtschaftlich bzw. COVID-19-bedingten angespannten Zeit soll die vorhandene Infrastruktur durch die interkommunale Zusammenarbeit der Gemeinden noch weiter intensiviert werden - insbesondere im Bereich der Freizeitmöglichkeiten. Dies betrifft auch die gemeindeüberschreitende Zusammenarbeit mit der LEADER-Region.

Die Sicherheit gegen Naturkatastrophen (es wird in der Modellregion mehr Starkniederschlag prognostiziert) soll durch Hochwasserschutzbauten weiterhin sichergestellt werden.

Der Energiesektor soll hinsichtlich Ausfällen durch Extremereignisse besser gewappnet sein (auf Ebene der Verbraucher, der Netze und der Erzeugung). Dies soll über Blackout-Konzepte, Notstromversorgung und mittels größtmöglicher Energieeinsparung (Energieeffizienz, thermische Sanierung, Umstellung auf erneuerbare Energien in öffentlichen Gebäude) nach Erstellung eines Prioritätenkataloges erfolgen.

Vision im Hinblick auf Klimawandelanpassung

Die Vision dieser ländlichen Region stützt sich wesentlich auf den weiteren Ausbau als zukunfts- und klimafitte Landwirtschaft- und Wohnsitzregion. Die KLAR-Gemeinden verfügen zwar über ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen, so sollen im Klimawandel die Naherholungsmöglichkeiten mit ihrem kühlen Mikroklima den Sommertouristen besser erschlossen werden. Die Vision ist, durch Belebung des Wander- und Naherholungstourismus Arbeitsplätze zu schaffen. 2050 etabliert sich dadurch die KLAR Oberes Liebochtal als DIE Arbeits- und Wohnregion des steirischen Zentralraumes, welche besonders klimafit und lebenswert ist.

Maßnahmen in Umsetzung

Da die Region sehr homogen ist, können die bereits erwähnten Auswirkungen und Betroffenheiten durch den Klimawandel von allen Gemeinden im Oberen Liebochtal bestätigt werden. So leiden alle 4 KLAR-Gemeinden unter ähnlichen Anpassungsnotwendigkeiten und den großen Schäden, welche in den letzten Jahren insbesondere durch den Starkregen bei der kommunalen Infrastruktur entstanden sind. Darüber hinaus ist in der Region ein signifikanter Anstieg der Temperatur und des Kühlbedarfes erkennbar. So konnten die Auswirkungen 2020 auch in der Land- und Forstwirtschaft (Spätfrösten im Frühjahr, lang andauernde Trockenperiode in allen Jahreszeiten und Starkregenereignisse, welche die Bodenerosion zur Folge haben), im Baubereich (aktuell werden im Neubau bereits viele Klimageräte verbaut) und auch im Gesundheitsbereich (vor allem ältere Personen der Region haben im Sommer Kreislaufprobleme) wahrgenommen werden.

Die Ambitionen sind daher jene, dass die Region durch das KLAR-Programm – besonders im Hinblick auf die aufgezeigten Auswirkungen - zukunfts- und klimafitter wird und dadurch einen wesentlichen Aufschwung im Arbeits- und Wohnbereich erhält.

(Stand Mai 2021)

Kirschbluetenwanderung mit mehreren Personen
alte Kirche auf einem Hügel in grüner Landschaft